Was wir allerdings nicht bedacht hatten. Unsere Energiereserven in Form der Reservekanister, sind leer und weit über 150km haben wir jetzt schon wieder abgerissen. Zurück muss es ja auch noch gehen und das wird eng bei der Transe. Laut Karte und Navi gibt es in 14km Luftlinie eine Tankstelle, oder zumindest eine Tanksäule. Sanne fragt einen Anwesenden danach und er erklärt uns, dass der Weg dahin sehr, sehr schlecht ist und ein paar Furten zu meistern sind. Als Alternative gibt es noch den Weg hoch zur Ringstraße, der zwar etwas besser, aber dafür erheblich weiter ist. Beides keine tollen Aussichten und wir entscheiden die gekommene Strecke zurückzufahren - zur Not muss ich dann die Reservekanister füllen und zurückkommen. Aber es nicht nötig, wir sind wieder in Egilsstaðir und nach Verlassen der Hochebene, wurde das Wetter sogar richtig freundlich.
Beim obligatorischen Hamburger treffen wir Martin wieder, der schon in
Reikjavik auf dem Campingplatz war. Wir unterhalten uns ein bisschen über die
vergangenen Wochen, bis er was von einem Vogelfelsen in der Nähe erzählt.
Kurzerhand sitzen wir wieder auf den Motorrädern und fahren Richtung Bakkagerði.
Nach langen Kilometern quer durch das Flussdelta, das wir gestern schon auf der
anderen Seite gefahren sind, biegt die 94 hier ab und überklimmt wieder ein
paar Berge. Das ist auch ein netter Pass und bei noch strahlendem Sonnenschein
führt der Weg direkt an einer Steilküste weiter zu einem kleinen Hafen bei Höfn.
Hier gibt es einige Papageientaucher und massenhaft Möwen an einem Vogelfelsen.
Leider kommt man nirgendwo so richtig ran, da nur 2 Aussichtsplattformen den
Felsen erschließen. Aber eine Bank auf einer extra angelegten Rollrasenfläche
ist der ideale Punkt, um noch einmal den Benzinkocher rauszuholen. Die Sonne
verschwindet hinter den Bergen, es wird Zeit für uns den Rückweg anzutreten.
Auf der Spitze des Passes ist kaum etwas zu erkennen, der Weg führt scheinbar
geradewegs in den untergehenden Stern, dessen goldenes Licht sich auf allen
Wasserflächen im Tal spiegelt.
Ein Wahnsinnsausblick und der wirklich perfekte Abschluss eines tollen Urlaubs.
Martin ist noch beim Restaurant und wir beschließen die Nacht durchzumachen. Jetzt noch irgendwo in der Nähe einen Zeltplatz zu finden, wird schwer und lohnt sich auch nicht. Am Campingplatz in Seyðisfjörður gibt es dagegen einen großen Aufenthaltsraum mit fließend Wasser, Herdplatten und Klos um die Ecke. Der ideale Punkt, um die letzten Stunden zu überbrücken. Susanne und Martin tun inzwischen so, als wenn sie schlafen, ich muss mir das Gerede des deutschen Geländewagenfahrers anhören, der wie wir hier die Nacht verbringt. Er ist ja wirklich nett, war die letzten 20 Jahre jedes Jahr auf Island und hat viel zu erzählen, aber so langsam wachsen mir echt Blumenkohlohren. Meine beiden Mitstreiter haben lange durchgehalten, ich bin als letztes Bollwerk noch etwas standfester - macht wahrscheinlich die jahrelange Meeting Erfahrung. Sehnsüchtig warte ich aber auf den Sonnenaufgang, den er fotografieren möchte.
2 Tage, einige Buffets, viel Bier und unzählige Klönstunden später müssen wir in dieser Ecke dann warten bis wir überhaupt nur in die Nähe der Maschinen kommen. Die Autos sind bis auf 10cm herangerückt. Mist - der Platz vorne ist wirklich besser. Auf der Fähre haben wir mit Martin abgemacht, dass er uns bis Hannover begleitet, denn er muss nach Fulda. Wir nehmen Abschied von den anderen Fahrern (aber nicht dem Sachsen) und los geht's auf die Autobahn. Gefühlte 30°C sind alles andere als angenehm und wehmütig geht die Erinnerung zurück auf die Schotterstrecken, Pisten und der Kälte.
Kurz vor Hannover verabschieden wir uns von Martin, es ist schon ungewohnt dunkel und das Abschiedsfoto wird dadurch nicht so doll. Wer kann schon ahnen, dass es hier um die Zeit kein Licht mehr gibt ;-)
Tiger in Garage, Kleinkram abpacken, eilig hochwetzen zur Klokontrolle, Badewasser einlaufen lassen und das war's...
...bis zum nächsten Islandtrip.