Am Wegesrand liegen noch so einige größere Sehenswürdigkeiten und so ist die F862 unsere Wahl, um in den Süden zu gelangen. Das F vor der Straßennummer bedeutet, dass die Piste nur mit geländegängigen Fahrzeugen gefahren werden sollte und dass sie nicht das ganze Jahr geöffnet ist. Dieser Track ist ein Traum. Durch kleine Buschflächen, über weite Lavafelder, auf Hochebenen ohne jedwede Vegetation und einigen Furten geht es. Die Furten sind allesamt trocken, so dass unser Bach im Westen wohl die einzige feuchte Erfahrung bleibt. Der Weg ist durchgängig nur einspurig, aber auch hier gibt es einige kleine Parkbuchten, wo man sich begegnen kann.
Wir machen noch einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt und nach knapp 3okm geht's links runter zum Dettifoss, leider ist der Weg abgesperrt, also weiter. 500m später ist frischer, lockerer Schotter zu meistern, in den die Piste praktisch übergangslos wechselt. Bis hierhin wurde die Anfahrt vom Süden verbreitert und komplett geschottert, aber die 50m Richtung Norden nicht weiter befestigt. So einen Untergrund liebe ich ja, aber wir kommen problemlos drüber hinweg und die neue Anfahrt zum Wasserfall hat dann quasi wieder Asphaltqualität. Schade, denn die eben absolvierten Kilometer gehören mit zu den schönsten Strecken, die wir bisher gefahren sind und man kann nur hoffen, dass der Ausbau in Richtung Süden die einzige Baumaßnahme bleibt.
2 Wasserfälle finden sich hier - zum einen der 10m hohe Sellfoss und zum anderen der Dettifoss. Das extreme Getöse ist schon von weitem zu hören und wenn man nach kurzem Fußweg davor stoppt, versteht man auch warum es der energiereichste Wasserfall Europas ist. Graubraune Fluten brettern über kleinen Schnellen, in Wirbeln scheint das Wasser zu explodieren und schließlich stürzt es 45m hinab in die Tiefe. Ich sitze und filme hier auf einem Felsvorsprung fast direkt über dem Fall, während Susanne von unten Aufnahmen macht. Ein Regenbogen in der Schlucht bildet sich und es ist wahrlich ein beindruckendes Naturschauspiel, das sich hier einem bietet. Die karge und schroffe Felslandschaft ringsherum tut ihr Übriges dazu.
"Können sie bitte mal zur Seite gehen!"
höre ich von einem älteren Mann, der seine Frau vor einem dampfenden Steinhaufen knipsen will. Mach ich natürlich, aber das ist genau das, warum ich auf solche touristenüberlaufenden Gebiete so gar keinen Bock habe. OK - wir sind ja auch Touristen, aber nicht unter Zeitdruck, und wollen so etwas genießen und nicht durchhetzen. Als wir ankamen standen 2 Busse auf dem Platz - eine neuer gesellte sich hinzu - eine halbe Stunde später war keiner mehr da. In der Zwischenzeit waren aber
"Hurry up!" oder "Avanti! Avanti!" oder "Vite! Vite!" oder ganz einfach "Hermann, nun komm schon endlich, der Bus wartet!"
allenthalben zu hören. Echt nicht mein Ding... Aber hier lässt es sich schön fotografieren und bis zur nächsten Busladung ist wohl noch genug Zeit.
Es regnet oder nieselt oder nieselregnet...? Das Wetter kann sich nicht so recht entscheiden und nachdem wir ein paar Einkäufe gemacht haben, wird der See ohne weitere Stopps einmal umfahren. Ach nee - einen Abzweig haben wir genommen, um zu einem Wasserfall, der in einen Krater fällt, zu kommen. Aber da stand wieder nur ein Wegweiser und die Wanderung hätte wohl so knapp eine Stunde gedauert... bei Nieselregen? Ein paar schöne Ausblicke auf den See gab es ja, aber so richtig viel haben wir von dieser Gegend nicht gesehen, die aber von allen als absolut empfehlenswert angepriesen wird. Also beim nächsten Mal und dann hoffentlich ohne Wasser vom Himmel.
Jetzt am Morgen regnet es schon wieder. So richtig Lust habe ich bei dem Wetter nicht, mich stundenlang auf einem offenen Boot aufzuhalten und nach einigem Überlegen verzichten wir endgültig auf das Whalewatching. Muss es halt später irgendwo, irgendwann mal nachgeholt werden. Schade - ich war ja schon vor Jahren in Norwegen unterwegs und weiss was wir verpassen, aber die Zeit bis zur Fähre wird langsam knapp und noch einen Tag hier warten würde zwar funktionieren, aber dann den Rest der Tour in Hetzerei enden.