Susanne versucht sich als Schneeengel, aber das Zeugs ist zu hart gefroren, als dass man großartig Spuren hinterlassen könnte. Auf der anderen Straßenseite liegt der kleine Fischerort Bíldudalur malerisch vor uns - eingerahmt von dunklen Bergen und Sonne an den richtigen Stellen. Hier könnte man fast jede Minute anhalten und fotografieren.
Nach einigen Kilometern an der Küste entlang, steigt die Piste weit hinauf bis über 460m. Eine berauschende Landschaft ist das hier. Unzählige kleine Bachläufe, die mit hellgrün leuchtenden Moosflächen umrandet sind. Kleine und große Schluchten, sowie mächtige Berge und weite Blicke hinunter auf den Fjord. Hier suchen wir uns mal 'nen Platz für 'ne Pause. Da vorne ist so etwas wie eine Gedenktafel und 2 Radfahrer stehen davor. Die reagieren überhaupt nicht, als wir die Motorräder hinter ihre Fahrräder stellen - keines Blickes werden wir gewürdigt, kein Gruß und als das Paar abfährt, während unser Benzinkocher das Wasser heiß macht, wird aktiv vermieden auch nur in unsere Richtung zu sehen... seltsam...seltsam...
Der Kaffee ist OK, genauso wie der Kuchen, der übrigens netterweise deutsch beschriftet ist und den es auch bei uns quasi an jder Ecke gibt. Es könnte alles so schön sein, aber diese Fliegen nerven ungemein. Durch den Mund zu atmen, würde wohl kurzfristig zu Übersättigung führen und die Ohren sind sinnigerweise mit der Fleece Mütze abgedeckt. Zum Glück stechen sie nicht. Statt Nickerchen fahren wir also besser weiter. Einige Kilometer weiter sehen wir die beiden Radfahrer am Wegesrand fotografieren und jetzt - man mag es kaum glauben - winkt sie sogar.
Es sieht so aus, als wenn Susanne direkt in die Wolken fährt, die die Landzunge in den Fjord umlagern. Der ist von Sonnenlicht durchflutet und das Wasser leuchtet tiefblau während sich die Piste mit einem dezenten Rot in die grau/hellgrüne Umgebung einfügt. Ich könnte jetzt schwülstig schreiben, dass mein Herz jubiliert und mach' es auch, denn es ist einfach traumhaft hier zu fahren.
Nachdem wir nach diversen Serpentinen wieder fast auf Höhe Null sind, ist der Fjallfoss zu sehen. Ein breit gefächerter Wasserfall am Berghang mit vielen kleineren Fällen zu seinen Füssen. Verständlich, dass hier auch ein Parkplatz und einige Camper sind. Der Wasserfall ist wirklich schön und allemal einen Besuch wert.
"Häh? den Namen habe ich doch gerade erst gestern gelesen?..."
Fast am Ortseingang findet sich ein Supermarkt und um die Ecke ist auch schon der Campingplatz. Ein Bach durchzieht das Gelände, der weiter oben als Wasserfall vom Berg fließt. Die eine Seite ist motorisierten Campern vorbehalten, auf die andere - schönere - Seite, führt nur ein kleiner Fußweg. Kurz gefragt, ob wir da fahren dürfen, wurde bejaht und so stehen wir hier jetzt hinter einigen Bäumen, es ist warm und nahezu windstill. Am Morgen fahren wir nochmal in die Stadt und ich versuche einen Schal zu kaufen. Aber sowohl im Babyfachgeschäft, als auch im Sportgeschäft gibt es so was gar nicht. Schließlich wähle ich eine Ski Maske mit, die auch den Hals mit abdeckt. Wenn das zu eng unterm Helm wird, kann ich den Halsbereich ja abschneiden ... ist aber dann doch nicht nötig.
Nochmal Tanken und schon sind wir wieder auf der Straße, die jetzt leider
wieder asphaltiert ist. Die kleinen Fjorde müssen hier fast alle einzeln umfahren
werden. Teils beeindruckende Aussichten auf das Wasser, wechseln sich mit eher
langweiligen Berghangstrecken und Weideflächen ab. 3 Kajakfahrer treiben auf dem
Wasser und ich nehme mir vor so was oder ähnliches bei meinem nächsten
Besuch auch mal zu versuchen.
Und da vorne sind Seehunde auf den vorgelagerten Felsen und sogar eine
Bank um Pause zu machen. Wir stoppen an dem Tisch auf dem eine
Plexiglaskiste mit 4 recht guten, nicht gesicherten, Ferngläsern und einer
kleinen Holzbox, in die man eine Spende einwerfen kann, steht. Das beeindruckt mich
wirklich - in Deutschland wären die Gläser nach spätestens 30min spurlos von
den Borg assimiliert oder schlichtweg geklaut. Es ist also wahr, dass in Island
das Eigentum andere extrem geachtet wird. Wir machen ein paar Fotos von den
Seehunden und als weitere Schaulustige kommen, brechen wir schon wieder auf, um
uns mal wieder einen Kaffeeplatz zu suchen, der nicht ganz so überlaufen ist.