Die restlichen 10km zum Westkap sind nochmal schottrig - diesmal geht es über die Berge, ein paar Serpentinen sind zu meistern, ein kleiner Ort zu durchqueren und ganz am Ende beim Leuchtturm findet sich ein Parkplatz, auf dem ein älteres Ehepaar zwischen all den Autos Boule spielt. Die quatschen Susanne dann auch gleich an, als wir die Motorräder abstellen. Nachdem ich die Kameratasche usw. abgerödelt habe geselle ich mich dazu:
"Sie sehen so aus, als wenn sie sowieso nicht baden!"
spricht mich der vollbärtige Mann an.
"Häh?"
was für eine tolle Begrüßung ist das denn und die internen Scheuklappen werden schon ausgeklappt.
"Papageientaucher gibt's um die Uhrzeit keine, da müssen sie später wiederkommen"
hören wir noch, um sie dann wieder ihrem Spiel zu überlassen. 100m weiter, direkt an der Steilküste sehen wir dann massenhaft Lundis - so viel zu den Dummschwätzern.
Mehr als 2 Stunden knipsen, beobachten und laufen wir da rum. Neben den Lundis finden sich hier auch massenhaft andere Vogelarten, die an der teilweise frei einsehbaren Steilküste jede nur erdenkliche Lücke belegt haben. Was allerdings absolut nicht klappen will, ist eine Flugaufnahme eines Papageientauchers - irgendwie bekomme ich das nicht hin - meist unscharf, fast immer angeschnitten ... das ist schon etwas frustrierend, aber zum Schluss kann ich zumindest mit einen Foto von eingermassen scharfen Füssen am oberen Bildrand aufwarten...
Vor dem Leuchtturm sind im Wasser ein paar Felsen auf dem sich Seehunde (oder sind es Robben?) tummeln - auch davon werden Aufnahmen gemacht, aber jetzt nervt der stetig wehende, kalte Wind doch etwas und ich suche mir einen windstillen Platz am Leuchtturm. Ein kleiner Absatz lädt zum Hinsetzen ein und vorgebeugt mit den Ellenbogen auf den Knien und der Kamera in den Händen, kontrolliere ich die gemachten Fotos.
"Da ist der Motorradfahrer aber jetzt wohl ganz schön kaputt"
höre ich vom Dummschwätzer, der sich hier ebenfalls niedergelassen hat. Meine Scheuklappen werden neu positioniert und dazu noch die Schotten zum Schließen vorbereitet.
" Rhabarber...Wohnmobil...Rhabarber...schlechte Straßen...Rhabarber"
fährt er fort, um dann...
"Für Motorradfahrer hätte ich einen tollen Tipp" meint er "ganz vorne geht ein Weg über die Berge..."
"...nach Sauerbär mit viel Sandstrand"
vollende ich seinen Satz.
"Danke, aber das haben wir schon in der Karte gesehen!"
"Wenn Sie schon alles wissen, dann brauch ich ja nix mehr sagen!"
schmollt er und wendet sich ab.
"Puh - Endlich!" ich räume geistig meine innere Blockade wieder auf und frage Sanne ob wir uns jetzt 'nen Kaffee kochen wollen.
"Aber nicht hier" flüstert sie mir zu...
An einem Felsen, weit weg von dem Typ, finden wir einen etwas windstilleren Platz und kochen uns einen Kaffee.
"Warum setzt du dich da auch hin?"
fragt Susanne. Recht hat sie ja, aber:
"Ihm gehört das doch nicht, da war es windstill und er braucht doch nur die Schnauze zu halten!"
erwidere ich. Einen Moment später kommt der Bartträger und spielt direkt vor uns alleine Boule - wahrscheinlich schlägt ihn seine Frau immer und er muss jetzt demonstrativ üben. Ich tippe mal auf frühpensionierten Lehrer... Als wir losfahren versuche ich noch seine weiße Kugel zu überrollen - hab sie leider nicht erwischt.
Die gesicherte Bank steht noch da - die andere wurde von der Burg oder den Borg assimiliert. Wir hängen erneut die noch feuchte Wäsche zwischen die Motorräder, kochen uns was zu essen und laufen dann runter zum Wasser. Der Weg dahin ist so knapp 1km lang - was für ein toller Strand, aber wir sind praktisch alleine hier, den für Sonnenbaden oder im Wasser plantschen ist es wirklich zu kalt. Das sieht man auch am Sand - kaum Fußspuren und massenhaft schöne Motive. Mit recht wenig Kilometern für heute, aber mehr als zufrieden, geht's in die Zelte.