Austag
Austag
Russenbier
Russenbier
am
am Campingplatz
̃ingvellir
Þingvellir
geflutetes
geflutetes
Hallgrímskirkja
Hallgrímskirkja
Reikjavik
Reikjavik

Erdplatten, Regen und andere Geschichten

Bevor es in die Hauptstadt geht, steht noch ein Besuch am letzten Touristenmagnet im Golden Circle an. Laut Karte ist die von uns gewählte Straße dahin eine Schotterpiste, aber leider ist die gesperrt und ein paar hundert Meter südlich findet sich eine neue Asphaltstraße, die sich über die Berge windet, um unser Ziel zu erreichen.

Þingvellir ist der Ort an dem zum einen eines der ältesten Parlamente zu Zeiten der Wikinger tagte und zum anderen eine große Felsformation das Aufeinandertreffen der eurasischen und nordamerikanischen Kontinentalplatte zeigt. Die Felsformation gleicht einer Steilküste und viele Spalten, Risse und Verwerfungen in diesem Gebiet zeigen die Urgewalten, die tagtäglich auf diesem Planeten für ständige Veränderung sorgen. Hier wandern die beiden Platten pro Jahr um 2cm auseinander, wobei die theoretisch entstehende Lücke ständig mit Magma und Lava von unten aufgefüllt oder durch Erdbeben eingepasst wird.

Susanne läuft zum ehemaligen Versammlungsplatz, ich bleibe bei den Motorrädern, denn massenhaft Busse mit den noch massenhafteren Touristen sind echt nicht - ich erwähnte es schon - mein Ding. Für einen Kaffee im Information-Center ist auch noch Zeit und dann geht's gen Süden, um über einen Bogen nach Reykjavik zu fahren. Strömender Regen macht diesem Plan einen Strich durch die Rechnung und wir versuchen besser was Trockenes zu finden. Eine Jugendherberge wäre jetzt nicht schlecht - da könnte man auch mal waschen und die Klamotten wieder auf Vordermann bringen, doch das Hostel in Laugarvatn ist komplett belegt. Im Umkreis gibt es noch einige Alternativen und beim nächsten Stopp in Selfoss ist sogar ein Doppelzimmer frei. Die Motorräder kommen hinters Haus von wo wir auch in die Räumlichkeiten kommen. Prima! Nur etwas überheizt ist es für unseren Geschmack, aber das ist wohl unserem Camping geschuldet. Und so groß ist der verfügbare Raum auch nicht, das Zimmer ist bis zum Anschlag voll, genauso wie die Waschmaschine für die Gäste. Kurzerhand packt der Chef unsere Wäsche in die riesige Profimaschine für die hauseigenen Textilien. Ein Wäschetrockner sorgt dann später dafür, dass sich der Kram wieder trocken verstauen lässt.

Der Regen hat aufgehört und es wird Zeit was zu Essen - in Richtung Tankstelle, die wir schon vor 2 Tagen genutzt haben, gibt es einen KFC und eine Hamburgerbude. Kurz davor findet sich jedoch so was wie ein Literatur-Café und die Speisekarte am Straßenrand listet auch Hamburger und ähnliches. Sehr gemütlich ist es hier drinnen, der Hamburger sehr lecker und reicht eigentlich vollkommen aus. Diese Kuchen im Buffet sehen allerdings auch richtig prima aus und grinsen uns die ganze Zeit an. Kurze Zeit später stehen 2 Teller mit je einem riesigen Blaubeerkuchen vor uns, deren Vernichtung dann aber echt zur Qual wird. So süßes Zeug - fast wie eingefärbter Zucker - erfordert einen massiven Kampf mit dem Sättigungsgefühl, um Gabel für Gabel diesen Gebäckklumpen abzuarbeiten.

Scheinbar ist 21:oo Uhr eine Zeit, wo die Bürgersteige schon lange hochgeklappt sind. Kaum Autos auf der Ringstraße und die einzigen weiteren Passanten sind unsere Spiegelbilder in den Schaufensterscheiben. Zeit fürs Bett...

Heftige, wirklich heftige Krämpfe in meinen Unterschenkeln lassen mich wach werden. Keine Ahnung was das ist, aber 2 Magnesiumtabletten von Sanne, die ich durch meinen Krach geweckt habe, helfen und wir können weiterschlafen. Die Kombination Überheizt zusammen mit dem extrem süßen Zuckerkuchen war wohl der Auslöser. Ab jetzt gibt es wieder regelmäßig Magnesium.

Reykjavik

In einer Stunde ist Reykjavik erreichbar - viel zu kurz, deshalb geht's jetzt erstmal runter zur Küste, um einen Umweg über die Berge zu nehmen. Das Fahren Richtung Süden ist recht eintönig, wird aber durch den anschließenden Pass, den die 39 hier nimmt, zumindest etwas wett gemacht. Wenn da bloß nicht dieses nasses Zeugs vom Himmel kommen würde, das uns nötigt, die erstbeste Gelegenheit zu nutzen irgendwo trocken unterzukommen. Inzwischen wieder auf der Ringstraße findet sich dafür ein kleines Kaffee, dessen Besitzer wohl mal Fußball gespielt hat oder zumindest ein fanatischer Anhänger dieser Sportart ist. Der ganze Laden hängt voll mit Fussballschals, Wimpeln, Fotos und anderen Stücken aus ganz Europa. Da hat einer aber tüchtig gesammelt, denn sogar ein Wimpel von Hannover 96 findet sich.

Vierspurige Stadtautobahn, recht viele Autos, immerhin nur noch Nieselregen und ohne Plan wo genau der Campingplatz ist. Der Tankstellenpächter sieht unsere ratlosen Gesichter, bittet mich hinein und schenkt mir eine Straßenkarte von Reykjavik, in die er den Platz einzeichnet. Wow! - das nenne ich mal Service, dabei haben wir noch nicht mal hier getankt. Mit der Hilfestellung ist es ein Leichtes den Platz zu finden und vor Ort bleibt vom Nieselregen nur noch ein heftiger Wind übrig. Recht voll ist der Platz, aber ein deutscher Motorradfahrer lotst uns in eine Ecke, wo sich schon andere Kradisten niedergelassen haben.

Einen Umfaller kann ich noch als Aufregung beisteuern - auf dem lockeren Schotter rutscht mein Fuß weg und sanft lege ich den Tiger auf die Seite. Martin, der deutsche Motorradfahrer, und Sanne helfen beim Wiederaufrichten - ist mir das irgendwie peinlich? Nöö…!, denn so etwas schaffe ich im Schnitt einmal im Jahr und eine gewisse Routine sorgt für Gelassenheit ;-) Der neue Tiger ist ja um einiges leichter und meine Stiefel sollen im Winter zum Hersteller geschickt werden, um mal wieder etwas Profil drunter zu bekommen - das sollte also zukünftig nicht mehr so oft passieren.

Die beiden DR650 Fahrer sind auch da und wir tauschen unsere bisherigen Erlebnisse am Abend aus, wobei unsere doch eher bescheiden gegenüber ihrer Geschichte klingen. Kurz vor Vik ist wohl wenige Stunden nach unserem Überfahren eine Brücke komplett weggespült worden. Ein Vulkan hatte unter dem Gletscher einen Ausbruch gehabt und Tonnen von Wasser und Geröll haben dem Bauwerk so zugesetzt, dass die Ringstraße komplett unterbrochen ist. Die beiden haben sich dann für die Ausweichstrecke übers Hochland entschieden und dabei getestet wie dicht ihre Alukoffer beim Baden in einer Furt sind… Dagegen können wir wahrlich nicht anstinken und wollen es im Grunde auch nicht ;-)

Nachdem unser russisches Bier inzwischen auch komplett geleert wurde und Musik aus dem angrenzenden Park zu hören ist, hoffen wir dort evtl. eine Bühne mit Livemusik und Bierbuden zu finden. Aus dem Suchen wird dann ein Spaziergang an Sportanlagen vorbei, wo ein Frauenfussballturnier stattfindet, welches in den Pausen für die Musikberieselung sorgt. Auch der weitere Rundgang führt uns eher durch bescheidenes Gebiet wie Parkplätze und Strassenfusswege. Eine Hotdog Bude unterwegs lädt allerdings zu einer kleinen Pause ein, bis wir, zurück auf dem Platz, schließlich in den Zelten verschwinden.

  

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Text&Bilder ©2o11 - Andreas Just      Letzte Änderung: 29.o8.2o11