"It's allways raining in Vik"
hören wir später und das scheint wohl zu stimmen, weil sich die feuchte Meeresluft am Eyjafjallajökull-Gletscher staut. Der Vulkan mit dem gleichnamigen Namen und der sich in diesem Gebiet befindet hatte übrigens 2o1o für einige Probleme im europäischen Luftraum gesorgt.
Quasi hinter dem Gletscher ändern wir die Fahrtrichtung nach rechts - genauer nach Norden - und
nahezu zeitgleich ist das Schmuddelwetter vorbei. Sogar blauer Himmel ist zu sehen und diese
Schotterpiste (262), die jetzt unter den Rädern für etwas mehr Fahrspaß sorgt,
staubt sogar ein bisschen. Der Golden Circle hat einige Sehenswürdigkeiten und hier
wollen wir ein, zwei Tage Auszeit machen, um dann Richtung Forumstreffen weiterzufahren.
Vorweg: es ist langweilig da und die Highlights kann man locker an einem Tag abreißen.
Susanne wollte schon eher los, aber ich habe zum Treffen zugesagt und dann
sollte man da auch erscheinen.
Unser erster Campingplatz hat sogar ein paar niedrige Tannen, die für etwas Windschatten sorgen. Eine heiße Quelle gibt es hier auch, um die ein Hallenbad gebaut worden ist. Allerdings ist der Zustand der Anlage doch etwas schmuddelig und wir verzichten aufs Baden, das wohl im Preis inbegriffen ist, denn 2000 Kronen sind das Teuerste was wir auf der Tour zahlen werden. Dafür gibt's hinter den Tannen aber auch einen warmen Bach, der wohl als Abfluss aus dem Bad dient und uns einen leichten Schwefelgeruch beschert, an den mans ich aber recht schnell gewöhnt.
Da wir hier in der Gegend Auszeit einlegen wollen, wäre eine Hütte nicht schlecht und so fahren wir heute unter anderem den Campingplatz am Geysir an, der lt. Prospekt etwas Überdachtes hat. Was für ein Schock - der Platz ist bis zum Anschlag voll, die unauffindbare Rezeption wohl irgendwo zwischen Hotel, Andenkenladen und Tankstelle und unzählige Wohnmobile, Kleinwagen und Reisebusse fahren auf der Straße an der knapp 500m weiter der Geysir und die heißen Quellen liegen. Auch dieses Gelände ist überlaufen...nix wie weg...das ist nicht das, was wir suchen und wollen. Wir werden diese Quellen morgen ganz früh anfahren und mal sehen, ob es dann übersichtlicher mit den Besuchern ist.
Ein kleiner Campingplatz an der 35, der sich hinter einem Wasserfall - eher Wassertreppe namens Vatnsleysufoss - findet, wird unser neuer Standplatz. Diese Wassertreppe ist sehr nett und man ist zu Fuß in 5min vor Ort. Allerdings gibt es hier nur kaltes Wasser und keine Dusche, dafür kostenlos Strom, was unseren Batterien und Notebooks zu Gute kommt. Scheinbar sind außer uns, nur Isländer auf diesem Platz und irgendwie sind die alle recht verschlossen. Auf Grüßen wird mit Abwenden des Blickes reagiert oder ein leises Grumpfen kommt als Erwiderung zurück...seltsam. Seltsam sind auch die Wohnmobile und Zelte arrangiert. Alle Seiten dicht, so dass man von innen quasi nur Wände oder Tarps sieht. Naja, evtl. haben die einfach keine Lust auf all die Touristen, die Jahr für Jahr die Insel besuchen und sich hier im Golden Circle sammeln.
ruft mir Sanne zu. Sie hat doch sonst keine Spinnenphobie, wundere ich mich etwas.
"Die musst du fotografieren!"
erklärt sie mir.
"Nee - das tue ich nicht! Ich laufe doch hier nicht mit Kamera aufs Damenklo... Was sollen denn die Leute denken..." ;-)
Wir sind fast die Einzigen am Geysir - ein Mann, der mit "umpf!" zurückgrüsst hat (sicherlich ein Isländer), macht ein paar Fotos, ansonsten ist es hier menschenleer. So mag ich das und das frühe Wegfahren vom Campingplatz lohnt sich allemal. Der Geysir ist der Namensgeber all der anderen Geysire auf der Welt. Er war mal der Größte, bricht aber nach einem Erdbeben vor einigen Jahren so gut wie nicht mehr aus. Fast daneben ist aber der Strokkur, der regelmäßig so ca. alle 5min eine ca. 10-15m hohe Fontäne ausspuckt. Man kommt relativ nahe dran und kann sehen wie das Wasser kurz vor dem Ausbruch eine Blase bildet, um dann in den Himmel zu schießen. Der Rest auf diesem Gelände ist abgesperrt - es dampft und brodelt überall, aber man kommt - wohl aus Sicherheitsgründen - kaum irgendwo näher dran. Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, hatte ich doch so was Spektakuläres wie im Yellowstone erwartet. Aber es kommen ja noch weitere heiße Quellen auf unserer Tour.
Weiter geht's in Richtung Norden zum Gullfoss, dem wohl berühmtesten isländischen Wasserfall. Über zwei, fast im rechten Winkel aufeinander stehenden Felskanten stürzt das Wasser in eine schmale Schlucht, die bis zu 70m tief ist. Vor Ort treffen wir einen Radfahrer aus England, der mehrmals im Jahr hierher kommt. Er erzählt uns, dass diese mächtigen Wassermassen im Winter fast erstarren - würde ich ja gerne mal sehen, aber im Winter ist Motorradreisen hier wohl nicht so der Bringer.
Ich konnte den Tiger nicht bändigen, er wollte unbedingt hier rein. Das kleine Schild lockte ihn nach rechts auf die F338 und eine richtige Geröllpiste wartete darauf von den Krallen zerfetzt zu werden. Das macht Spaß, aber die Aussicht eine Furt in einem recht heftigen Fluss zu durchqueren (wir müssen ja auch zurück) lässt uns diese Exkursion nach knapp 3km abbrechen - noch fehlt uns das Gefühl für so was, denn bisher gab's quasi nur festgefahrenen Schotter und Asphalt.
Zurück zum Zeltplatz geht's über kleine Schotterwege, die hier die Hauptstraßen quer verbinden oder einen parallelen Bogen schaffen. Ein paar schöne Landschaften finden sich auch, aber alles in allem ist es hier - wie schon erwähnt - doch etwas langweilig zum Motorradfahren. Weiden und andere landwirtschaftliche Flächen überwiegen und das meiste ist asphaltiert oder festgefahrener Schotter. Dazu kommen Touristen im Geländewagen, die scheinbar vor jedem Schlagloch oder etwas gerölligeren Untergrund in Schockstarre verfallen und mit Schieben wohl schneller drüber weg wären.
Das Forumstreffen ist erst in 2 Tagen, hier bleiben wollen wir nicht und somit beschließen wir am nächsten Tag Richtung Reykjavik aufzubrechen.