erste
erste Gletscher
Pausenplatz
Pausenplatz
nettes
nettes Schild
Gletschersee
Gletschersee
Panorama
Panorama
letzter
letzter Blick
Brücke
Brücke

Endlich richtig unterwegs

Am Strassenrand in einem kleinen Ort sehe ich einen Geldautomat, der sofort genutzt wird. Es ist doch ein angenehmeres Gefühl lokales Bargeld dabei zu haben, als zu hoffen, dass überall Karten akzeptiert werden. Inzwischen haben wir die Ringstraße erreicht und ein AT-Fahrer, der mit auf der Fähre war, fährt hinter uns her - etwas erstaunt sind wir darüber, dass er noch nicht weiter gekommen ist, aber evtl. hat er ja massenhaft Fotostopps gemacht.

Da es hier scheinbar nur Asphalt gibt, ist das Fahren dann doch etwas langatmig und mit Freude sehe ich linkerhand die alte geschotterte Straße und biege ab. Etwas steil ist es ja und auch etwas geröllig, aber leider ist der weitere Weg am Ende abgesperrt, aber ein kleiner Parkplatz erlaubt zumindest den Blick hinunter aufs Wasser. Susanne ist da - ich bin da - der AT- Fahrer fehlt. Im Schritttempo, mit Füssen am Boden, tuckert er den Schotterweg hoch.

"Du solltest etwas mehr Speed machen und die Füße auf den Rasten lassen, damit du im Fall des Falles auch von der Maschine wegkommst!"

meine ich zu ihm, als er uns erreicht. Er hat es sich zu Herzen genommen und von da an klappte es auch besser. Susanne meinte vorm Runterfahren noch, dass sie es etwas langsamer angehen lässt. Sie fährt voraus und ich hinterher und hinterher und hinterher und sie wird immer schneller und kleiner und kleiner...

Was für ein toughes Mädel! So schnell habe ich mich nicht getraut, denn das bepackte Motorrad schiebt auf dem Geröll doch recht heftig. Meine Respektsbekundung wurde dann mit

"Ich wollte vorne nicht bremsen, weil es so schotterig war und unten ist ja genug Auslauf!"

beantwortet ;-)

Erstes Camping

Den Tag beenden wir in Höfn auf dem Campingplatz - der AT-Fahrer hat sich von uns verabschiedet, weil wir ihm dann doch zu schnell waren. Ich finde es ja prima, wenn Leute wieder mit dem Motorradfahren anfangen, aber dann gleich nach Island und auf Schotter... ein bisschen Übung sollte man schon haben, vor allem, wenn man alleine unterwegs ist.

Gestern Abend haben wir den kalten Wind verflucht, der mich zum Schluss wirklich massiv nervte. Die ersten selbstgekochten Nudeln und das russische Bier, sowie die erste Nacht im Zelt ließen zumindest endlich wieder richtiges Motorrad-Urlaubsfeeling zu. Auf dem Platz sind noch "Honeymoon", genauer Angelika & Ralf, einem Pärchen, das auf Hochzeitsreise ist und diese mit Motorrädern auf Island verbringt. Angelika hat erst kurz vorher den Führerschein gemacht und dies ist ihre erste grosse Tour. Respekt! Zwei DR650 Fahrer, Hacki und Daniel, die auch zum Forum-Treffen wollen, kennen wir ebenfalls schon von der Fähre. Mit den beiden wir dann noch lange zusammengesessen, aber jetzt heißt es sich zu verabschieden - wir sehen uns ja in ein paar Tagen wieder.

Die Ringstraße gen Westen führt an einigen größeren - weitaus größeren, als gestern - Wasserfällen vorbei, aber die angebotenen Wanderwege hoch zu den Kanten sind mit Motorradklamotten doch etwas zu steil und glitschig. Ich wäre da aber, im Gegensatz zu Susanne, wohl auch mit Wanderschuhen nicht hochgelaufen. Mir reichen die Fotos von unten...

Das Wetter ist jetzt etwas durchwachsen - dichte Wolken, aber zumindest so gut wie kein Regen, sondern eher ein bisschen Niesel, mit dem wir in Island aber gerechnet haben. Das ist zumindest angenehmer zu fahren, als die über 40°C-Tage letztes Jahr, obwohl so ein bisschen Sonne ja ganz nett wäre, denn der kalte Wind macht einem bei Pausen doch zu schaffen. Eine modische Fleece Mütze gehört jetzt jedenfalls zu meinem Jackentascheninhalt und kommt bei jedem Stopp sofort zum Einsatz. Gut... zugegeben... auf dem Catwalk würde ich damit keine gute Figur abgeben, aber sie hält die Ohren warm.

Wasser und Eis

Jetzt sind die ersten Gletscherzungen des Vatnajökull, dem volumenmässig größten Gletscher Europas, zu sehen, auch die Anzahl der Lavafelder, die wir überfahren werden immer mehr.

Ein kleiner Parkplatz mit einigermaßen windgeschützter Bank lädt mal wieder zum Kaffeekochen ein und eine Vorbeifahrt von Sanne vor der Gletscherzunge im Hintergrund wird auch noch gefilmt. Die Landschaft wird rauer und außer einigen Moosflächen auf den erkalteten Lavafeldern, ist kaum noch Grün zu sehen. Und da vorne ist auch schon der weltberühmte Gletschersee Jökulsárlón zu sehen. Der Vatnajökull kalbt in dieses Gewässer und dank des ständigen Zustromes von salzigen Meerwasser, treiben die Eisbrocken langsam Richtung Meer, anstatt einzufrieren. Blaues und Weißes Eis soweit das Auge reicht, aber auch schwarze Ascheschichten auf den Eisbergen sorgen für eine "fast" farbenfrohe Ansicht.

Eine kleine Anekdote: Der Zustrom zum Atlantik wurde für einen James Bond Film mal abgesperrt, innerhalb eines Tages ist alles zugefroren und man konnte auf dem See Verfolgungsszenen drehen.

Erstaunlich was so ein kleiner Abfluss ins Meer bewirkt. Der übliche Touristenschnickschnack findet sich auf dem Parkplatz auf der anderen Seite des Abflusses und sogar Aufkleber für die Alukoffer. Auch die Rundfahrten mit den Amphibienfahrzeugen starten hier, aber die schönere, weil weniger Touristen, Aussicht hat man m.E. von der westlichen Seite oder noch etwas weiter die Ringstraße hinunter und dann über die Hügel.

Riesige Lavafelder, aber auch weitläufige Geröllflächen zeugen davon, dass unter dem Gletscher einige Vulkane aktiv sind. Der Berühmteste ist wohl der Grímsvötn, der im Schnitt alle 10 Jahre heftiger ausbricht und durch seine Hitze weite Teile des Gletschers zum Schmelzen bringt, was wiederum zu massiven Geröllverschiebungen führt, die auch schon mal die Ringstraße bzw. die Brücken zerstören. In diesem Fall geht im Süden von Island nichts mehr. Diese Landschaft ist wirklich bizarr und falls mich mal jemand als Regisseur für einen Science-Fiction Film, der auf einem fremdem Planeten spielt, engagiert, würde ich wohl hier drehen wollen.

Inzwischen nieselt es etwas heftiger und wir suchen abseits der Ringstraße in Richtung Landmannalaugar einen Campingplatz, der in den Karten eingezeichnet ist. Hier ist aber nichts und der unbefestigte Weg wird schmieriger, kein Platz zum Wildzelten und das Nieseln wandelt sich zu Regen. In Vik soll es einen Zeltplatz mit Hütten geben, kurzerhand wird die geplante Route verworfen und es geht zügig - im inzwischen Dauerregen - Richtung neues Ziel. Viele kleinere und größere Brücken queren die auch hier noch weitläufigen Lava- und Geröllfelder, aber für Fotos haben wir bei dem Wetter einfach keine Lust. Auf dem Campingplatz ist natürlich keine Hütte mehr frei und so müssen wir die Zelte im strömenden Regen aufbauen, der - als wir dann fertig sind - weniger wird und schließlich ganz aufhört.

  

next

- nach oben -


Text&Bilder ©2o11 - Andreas Just      Letzte Änderung: 16.o9.2o11