Die Autobahn ist erwartungsgemäß nur wenig befahren. Das einzige was mit zunehmender
Dunkelheit und zurückgelegter Strecke nervt, ist Susannes Scheinwerfer, der mir in beide
Rückspiegel leuchtet (ein Nachteil, wenn man so breite Spiegel hat), aber ansonsten
fühle ich mich erstaunlich fit. Bei jedem Tankstopp wird eine längere Pause eingelegt
und in Dänemark ist sogar noch Zeit für eine Nickerchen-Auszeit.
Am Fährhafen ist zwar schon einiges los, trotzdem stehen wir weit vorne in der Schlange
und kommen beim Verladen früh dran um eine Fläche zugewiesen zu bekommen, bei der
genug Platz zum Verspannen der Motorräder und Abpacken der notwendigen Sachen ist.
Das Highlight Färöer-Inseln liegt nun vor uns im Nebel und beim Näherkommen zeigen sich sogar Häuser und ein Hafen. Da jetzt die Fahrzeugdecks offen sind, gehen wir runter, um noch etwas von den Motorrädern zu holen und ein paar Filmaufnahmen zu machen. Ein paar Motorradfahrer kommen noch an Bord. Wenn man ein paar Tage Zwischenstopp auf den Färöer macht, ist die Gesamtüberfahrt nach Island günstiger. 200km Gesamtstrassennetz ist m.E. zwar eher ungeeignet für ein paar Tage Motorradfahren, aber wer Wandern möchte, kann so zumindest ein paar Kronen sparen. Evtl. mache ich es beim nächsten Islandtrip ja auch...
Langsam schält sich die erste isländische Landzunge aus dem Nebel, der erste Wasserfall ist zu sehen und es wird Zeit die Klamotten aus der Kabine zu holen. ABER - die blöde Schlüsselkarte funktioniert nicht - auch Susannes Karte verweigert den Dienst. Sie rennt zur Rezeption und erfährt dort, dass die Karten nur bis 2 Stunden vor der Ankunft funktionieren und man bis dahin die Kabine verlassen soll. Das wurde wohl auch durchgesagt, aber da so viele Durchsagen von Ladenöffnungszeiten, Clown Einsatz im Kindergarten und anderweitigen Highlights auf dem Schiff handelten - darüber hinaus der Kram auf Dänisch, Englisch, Färöisch, Isländisch und manchmal auch auf Deutsch durchgesagt wird, haben wir das wohl überhört. Nachdem wir dann doch noch unsere Sachen bekommen haben, die Motorräder abgespannt und beladen sind, wartet nur noch der Zoll auf uns. Diesmal in Gestalt einer jungen Dame, die nur fragt wie lange wir auf der Insel bleiben und ob wir Angeln wollen. Ein lila Zollaufkleber fürs Fahrzeug wird noch irgendwie in mein Cockpit geklebt (die untere Ecke steht über und flattert den Rest der Tour im Wind :-( und das war's auch schon an Bürokratie. Ausweise oder Motorradpapiere wollte keiner sehen, welch Unterschied zu den Grenzen im Osten...
Immer noch dieses nasskaltes Wetter, dazu mal wieder ein Pass und trotzdem stoppt ein Wasserfall am Wegesrand unseren Vorwärtsdrang. Davor ist ein kleiner Parkplatz und Zeit für ein paar Fotos haben wir auch. Aber eigentlich lohnt es sich gar nicht dort anzuhalten - auf unserer Tour erwarten uns noch weitaus mächtigere und unzählige Fälle in dieser Größe. Hinter dem Pass und dem Erreichen der Küstenstrasse ist dann auch endlich mal wieder blauer Himmel zu sehen und so langsam steigt auch die Freude am Motorradreisen.